Ein altes ägyptisches Sprichwort sagt:
So ähnlich scheint es sich auch mit den Tauch-Safaris auf den „Freedom“-Booten der Sharksbay-Umbi-Flotte zu verhalten. Jedenfalls haben wir es schon wieder gemacht…
Nach der letztjährigen Safari, im März 2012, hatten wir uns geschworen, das Ganze nochmal zu wiederholen, und zwar bei warmem Wetter und warmem, glattem Wasser. Planungen, dies im Juni zu machen waren noch mangels Interessenten gescheitert. Aufgrund von Uwe´s Beharrlichkeit konnten wir aber dann doch die Mindestteilnehmeranzahl zusammentrommeln und so fand vom 25. Juli bis zum 1. August 2013 erneut eine Tauchsafari am Süd-Sinai bei Sharm el Sheik statt.
Mit von der Partie waren Uwe und seine Frau Ilona, natürlich Ghassan, der dankenswerterweise wieder die gesamte Organisation und arabische Kommunikation übernommen hat, Julia und Anja, Rudi der Chronist und schließlich stieß auch noch der Günter zu uns, der Einzige mit dichtem UW-Kameragehäuse. Die Sa(ar)bine musste leider wg. Krankheit die Tour stornieren (so ein Pech!). Deshalb war auch das Fischbestimmungsbuch schon wieder nicht dabei! Ansonsten hatten wir diesmal, aufgrund des schönen Wetters und trotz Ersatz-Ausrüstung, alle zusammen 7kg weniger Gepäck dabei als maximal zulässig. (Die Idee eines 70,- € Preisnachlasses wg. Mindergepäck stieß bei „Condor“ jedoch auf Unverständnis, hihi…). Apropos CONDOR: der Flug war heuer um 100,-€uro teurer (479,-€ p. Pers.), dafür war die Bestuhlung wesentlich enger und das Essen an Bord viel mieser als im Vorjahr. Viel fehlt nicht mehr zur Ryan-Air-„Qualität“…
Die Kosten für den ganzen Rest (max.21 Tauchgänge, Unterbringung und gute Verpflegung für 6 Tage auf dem Boot, zwei Nächte im Hotel, Essen und Bier) beliefen sich, aufgrund Ghassans orientalischem Verhandlungsgeschick, wieder auf knapp 500,-€uro.
Der Hinflug ging schon recht früh los, so dass wir um 5:00 Uhr am Flughafen sein mussten. Rudi war nach dem Stammtisch gleich in Sandhausen geblieben, sodass der Abstecher nach Bensheim entfiel. Dafür war der „Air-Park“-platz recht weit weg. Aber dank Shutlebus ging alles rechtzeitig über die Bühne.
Bei der Ankunft in Sharm el Sheik war eine Zeitumstellung ebenso wenig nötig wie eine Klimaanpassung.
Aufgrund des Hochsommers waren Zeitzone und Wetter (!) wie daheim. Die 38°C Wüstenklima waren sogar
angenehmer als die 34°C Sommerhitze in der Rheinebene und auf dem ruhigen Roten Meer ging eine leichte
kühlende Brise. So hatten wir uns das vorgestellt!
Nun, um es vorweg zu nehmen:
Die Verpflegung an Bord war, wie gewohnt, super! Es gab drei reichhaltige Mahlzeiten am Tag plus Kekse
und Tee/Kaffee am Nachmittag für die Gäste. Die Crew war freundlich und hilfsbereit wie immer
und hat während des abendlichen Nachttauchgangs ihre erste Mahlzeit gegessen. Alles in allem war
die Stimmung an Bord zwar nicht ausgelassen aber doch sehr entspannt und entspannend. So entspannend,
dass wir den Tauchguide - Yasser - beim Briefing durch Rückfragen wachhalten mussten und er
mitunter beim Sicherheitsstopp auf 5m eingeschlafen ist. Mal hat er sein Blei vergessen, mal die Maske,
dann ist er einmal, völlig in Gedanken, einer Schildkröte hinterher getaucht und hat die Gruppe
vergessen… Na ja, völlig entspannt eben. Einen Tag hat er sein Fasten unterbrochen und war
dann wie ausgewechselt. Das ist schon ein echter Knochenjob…
Am Freitagmorgen ging es gleich nach dem Frühstück an Bord und zum Check-Tauchgang fuhren wir nur ein kleines Stück vom Anlege-Steeg weg um ggf. noch Ausrüstung aus der Basis holen zu können. Überraschend war, wie viel Auftrieb ein neuer, langer 3mm-Anzug mit einem 12Liter Alu-Tank im Roten Meer macht. An die Tarierung muss man sich erst wieder gewöhnen. Aber dann ging es raus aus der Sharks-Bucht und weg von den laut kreischenden Russen die den Strand und das recht tote Riff hier bevölkern. Endlich SAFARI!
Die erste Etappe führte uns an die Südspitze der Sinai-Halbinsel, ans Ras Mohammed. Die "Jackfish-Alley", die "Makrelen-Allee", bietet zwei nette Grotten in der Riffwand mit schönen Lichtspielen, einen tollen Korallengarten und einige kleine Kugelfische. Auch Blaupunkt- und Adlerrochen gab es zu sehen. In der teils starken Strömung, gegen die wir zu kämpfen hatten, lauerten Barrakudas, Makrelen und Thunfische auf Futter.
Später machten wir noch einen Nachttauchgang in etwas flacherem Wasser. Hier gab es allerdings wegen der trüben Sicht nicht viel zu sehen, schade.
Der nächste Tag startete mit einem Tauchgang an der „Dunraven“, die schon seit dem 19. Jahrh. kieloben auf 25-30m Tiefe an einem tollen Riff liegt. Durch einen Riss im Rumpf kann man an den Dampfkesseln vorbeitauchen und in der Nähe des Ruderblatts wieder ins Freie gelangen. Im Inneren tummeln sich viele Schwarmfische mit großen „Glubschaugen“. Sonst gab es, trotz Strömung, recht viele Koffer- und Kugelfische zu sehen. Bei jedem Sicherheitsstopp auf 5m war, aufgrund des intensiven Sonnenlichts, ein großartiges Farbenspiel aus Fischen und Korallen zu bewundern und wenn man sich möglichst ruhig verhielt, hatte man das Gefühl Teil des gewaltigen Gewusels zu sein.
Zu den nachfolgenden 2 TGs ging es an das Wrack der „Thistlegorm“, die im Golf von Suez auf ca. 35m Tiefe (Kiel) liegt. Beim Festmachen schwamm ein Walhai vorbei, der fast mit unserer Leine kollidiert wäre. Dadurch musste er kurz auftauchen, sodass wir seine gepunkteten Flossen an der Oberfläche sehen konnten. Was für ein gewaltiger Fisch! Später machte auch eine Schildkröte ihre Oberflächenpause in der Nähe unseres Bootes und einige Delphine ließen sich kurz blicken.
Die Thistlegorm verströmt durch das viele Kriegsmaterial (LKW, Motorräder, Panzer, Waffen, Flugzeugteile etc.) und die Massen an Munitionskisten die überall herumliegen, einen Hauch von Tod, Chaos und Zerstörung. Das Heck ist abgesprengt und liegt, 45° versetzt, hinter dem Schiff. Das Flugabwehrgeschütz kam wohl vor dem Sinken zu spät zum Einsatz: das Schiff wurde vor Anker liegend von einem dt. Flugzeug versenkt.
Dafür dient es heute Schwärmen von Falter- und Fledermausfischen als Heimat und auf dem Deck findet man öfters große Stein- und Krokodilfische. In der starken Strömung, die das Wrack meistens umgibt, patroullieren oft Makrelen und Thunfische und man selber hängt beim Aufstieg an der Leine, wie ein Fähnchen im Winde. Am Abend gab es einen 400sten Tauchgang zu feiern (Uwe) und eine abgesoffene, flammneue Digitalkamera zu betrauern (Ghassan). Für beide Anlässe war der mitgebrachte Whiskey gerade recht. Leider sind auch die Bilder vom Walhai futsch
Am Sonntagmorgen (28.7.) saßen wir bereits um halb acht im Schlauchboot und steuerten auf den „Shag-Rock“ zu, in dessen Nähe ein wunderschön mit Korallen überwachsenes Wrack liegt. Die SS- Kingston sank hier im Februar 1881 und wurde lange auch als „Sarah H.“ bezeichnet, was aber falsch ist. Echt ist jedoch der ungeheure Artenreichtum um das Wrack herum: Clownfische, Falterfische, schwarz-weiße „Zebra“-fische in Hülle und Fülle! Zackenbarsche und Napoleons nahmen vor uns Reißaus und schließlich stießen wir noch auf eine Schildkröte, über die wir abends einen schriftlichen Bericht verfassen sollten. Eine Unterstützung der Naturschutzbehörde.
Nach einer Pause am Ras Mohammed machten wir den, für seine teils heftige Strömung berüchtigten Tauchgang am Shark-Steilriff und zu den Überresten der „Jolanda“. Im Turbo-Waschgang wird man um das schön bewachsene Dropoff des Shark-Reef geblasen und muss dann zusehen, dass man einen Strömungsschatten erwischt, um an das Jolanda-Riff zu gelangen. Hier mussten wir gegen eine heftige Abwärtsströmung anpaddeln, konnten dann aber gemütlich die vielen Waschbecken, Toilettenschüsseln, Fliesen und sonstigen Hinterlassenschaften der Havarie von 1980 betrachten. Zum Austauchen empfiehlt sich das wunderschöne Sattelite-Reef, weil es hier auf 10-5m Tiefe viele schöne Dinge zu bestaunen gibt: z.B. große Muränen und Blaupunktrochen.
Wesentlich gemächlicher ging es beim nächsten TG an der benachbarten „Stingray-Station“ zu. In dem, mit 27°C aus der Lagune abfließenden Wasser bildete sich eine regelrechte Sprungschicht mit den bekannten optischen Flimmereffekten. In dem herrlichen Korallenlabyrinth fanden wir einen Torpedorochen, einen Boxerfisch, einen Napoleon und zur Krönung den recht seltenen Leopardenhai. Die Delfine zeigten sich natürlich wieder erst, als wir zurück auf dem Boot waren.
Am nächsten Morgen waren wir schon vor sieben Uhr im Wasser, weil es uns das Shark- Reef angetan hatte oder weil der Guide nach durchgemachter Nacht endlich schlafen wollte?). Diesmal starteten wir bei der Anemonen-City, wo wir gleich auf einen „Gitarrenhai“ stießen. Ebenfalls recht selten. Aber dann ging es in die Steilwand. Hier herrschte nun eine nur leichte Strömung, sodass wir die bodenlose Tiefe und das unendliche Blau intensiver genießen konnten. Natürlich ließen wir auch die kleinen Dinge nicht außer Acht und fanden, neben den vielen Makrelen, die das Blau paarweise durchpflügten, einige Nacktschnecken und eine Muräne, die sich gerade die Zähne putzen ließ.
An diesem Tag folgten zwei weitere Steilriff- TGs mit recht ordentlicher Strömung. Einer am „Ras Ghozlani“, bei dem sich sogar ein Stachelrochen zeigte. Bei dem Anderen - am „Ras Um Sid“ - hatten wir die Strömung zum Teil gegen uns. Ebenso den Guide, der sich ziemlich missverständlich verhielt und ohne eindeutige Ansagen die Richtung wechselte, um einer Turtle hinterher zu schwimmen. Zum Ausgleich gab es riesenhafte Gorgonien, tolle Korallen und einen Schwarm Barrakudas zu bestaunen.
Zur Entspannung und zum Abschluss des langen Tages gab es noch einen Sundowner-Tauchgang in der Lagune vor Tiran- Island. Wir waren wieder in den Golf von Akaba (östlich der Halbinsel) gefahren und hatten in Sharks-Bay noch Frischwasser und zusätzliches „Deko-Wasser“ gebunkert. Doch vor dem abendlichen Bier betrachteten wir in 5-10m Tiefe noch ein paar Feuerfische und Gorgonien bei Sonnenuntergang.
Zwischen dem Südzipfel der Sinaihalbinsel, auf Höhe des Flughafens von Sharm el Sheik, und Saudi Arabien liegt die Straße von Tiran, die durch die gleichnamige Insel und 4 Riffe stark verengt wird. Diese Riffe heißen - von Norden nach Süden - Jackson-, Woodhouse-, Thomas- und Gordon-Reef. Sie sind benannt nach den Geographen, die diese erstmals in irgendwelche Seekarten eingezeichnet haben.
Den ersten TG des neuen Tages (Rudi´s 200sten; darauf gab´s abends wieder Whiskey) machten wir nördlich des Jackson-Reef, in der Nähe eines Wracks, im Blauwasser. Mit ein wenig Glück kann man, etwas entfernt vom Riff in 30-40m Tiefe, Hammerhaie beobachten. Sieht man diese jedoch nicht, so ist auch der restliche Tauchgang völlig uninteressant weil das Riff an dieser Stelle durch viele Wrackteile sehr zerstört ist. Um es kurz zu machen: wir hatten kein Glück. Aber so ein Instrumenten-Tauchgang im konturlosen Dunkelblau hat ja auch mal was… (die „Raumfahrt des kleinen Mannes“, hihi).
Der folgende TG am Woodhouse-Reef entschädigte uns dafür mit 29°C warmem Wasser, wenig Strömung, guter Sicht und einer wunderschönen sonnendurchfluteten Steilwand, an der Scharen von Thunfischen entlang zogen. Ein Adlerrochen kreuzte hier unseren Weg.
Ähnlich war es beim dritten Tauchgang des Tages den wir auf der Südseite des Jackson-Reef machten. Wegen der sonst hier üblichen Strömung und dem nährstoffreichen Wasser sind die Gorgonien am Riff besonders groß. Auch der Zackenbarsch den wir trafen, schien ein extra kapitaler Bursche zu sein.
Leider gab es aufgrund von Kopfschmerzen, Erkältung und Ohrenentzündung erste Probleme und das Tauchteam war schon kleiner geworden. Wie gut, das Anja sich vor der Reise eine extra große Ampulle Ohrentropfen hat anmischen lassen. Inzwischen bedienten sich fast alle davon, und sei es nur zur Prophylaxe. Gegen die Kopfschmerzen half schon, mehr zu trinken (natürlich Wasser!!!), was bei 38°C Außentemperatur sehr wichtig ist. Oder einfach das Maskenband etwas weiter zu stellen. Rudi war nämlich inzwischen dazu übergegangen mit Kopfhaube zu tauchen, um sich vor Ohrenproblemen zu schützen.
Auf einen kleinen Nachttauchgang mochte aber, bis auf Uwe, den es wirklich arg erwischt hatte, niemand verzichten. Yasser hatte ja keine Wahl, obwohl er lieber geschlafen oder gegessen hätte. Als wir zurück an Bord kamen, hatte die Crew ein kleines BBQ vorbereitet. Schließlich war es unsere letzte Nacht auf der Freedom VIII. Zum Dessert hatte der Koch sogar eine Torte vorbereitet. Wie süß! Wegen der allgemeinen Müdigkeit kam aber keine rechte Partystimmung mehr auf.
Am letzten Tauchtag warteten noch zwei Riffe auf uns. Bevor die Tagesausflugsboote aus Sharm ankamen, waren wir schon im Wasser. Östlich des Thomas-Reef erwartete uns auf 32m der Eingang zu einem schmalen Canyon, der angeblich bis auf über 90m Tiefe hinab geht. Die dunkle Spalte im Riff wirkte wie der Eingang zur Hölle… Weiter oben in der Steilwand ging es wesentlich farbenfroher zu mit vielen Korallen, Rifffischen, Drückern, Makrelen und großen Gorgonien.
Pünktlich 24 Stunden vor dem Heimflug beendeten wir unseren letzten Tauchgang, der uns mit stellenweise heftiger Strömung halb um das Gordon-Riff herumführte. Über uns planschten zwischenzeitlich ganze Heerscharen an Schnorchlern im Wasser und immer wieder hörten wir Boote kommen und wegfahren. Hier ist extreme Vorsicht beim Auftauchen angesagt! Wieder gab es recht viele Thunfische im Blau zu entdecken. Zwischen den schönen Korallen und Gorgonien tummelte sich hin und wieder ein Blaupunktrochen; von den „vbF“, den „vielen bunten Fischen“ einmal abgesehen. Befremdlich wirken jedoch die kaputten Bitumenfässer, die bei einer Schiffshavarie auf den Grund gesunken sind. Reste des Wracks stehen noch -seit 1981- auf dem Riffdach und rosten vor sich hin.
Der Nachmittag verging mit dösen, lesen, essen und ausruhen und schließlich mit packen und der Rückfahrt nach „Scharkesbay“, wo wir noch einige administrative Dinge mit der Tauchbasis zu erledigen hatten - z.B. zahlen. Das Tauchzeug musste noch versorgt und umgepackt werden und beim Abendessen und der anschließenden „Shisha“ bereiteten wir uns schon mental auf die Heimreise am nächsten Vormittag vor.
Etwas Verwirrung gab es zum Abschluss noch an der Gepäckausgabe des Frankfurter Flughafens: Ghassans Koffer erschien
auch eine dreiviertel Stunde nach Ankunft nicht auf dem Gepäckband. Unruhe machte sich bei ihm breit, zumal zwischenzeitlich
Julias neuer Hartschalenkoffer mit einem großen Riss aufgetaucht war. Nach, gefühlt, ewiger Wartezeit kam Günter
auf die Idee, mal einen Blick auf das Sperrgepäckband in der Nachbarhalle zu werfen. Hier zog Ghassans Tauchtasche einsam
seine Kreise und wartete auf „Herrchen“. Julia hatte inzwischen eine Zusage auf Kostenerstattung für ihren
Schaden erhalten.
Am Ende wird alles gut…
Bis zum nächsten mal.
Rudi Hettinger, am 23.08.2013