Diesmal sollte es in den südlichen Teil Ägyptens gehen: von Marsa Alam bzw. Port Ghalib aus zu den Brother-Islands Elphinston und dem Daedalus-Riff. Diese Offshore-Riffe sind bekannt für ihre Vorkommen an:
Initiatoren waren mal wieder Ghassan, Günny und Sa(ar)bine, die diese Tour schon mehrfach gemacht hatten und in den höchsten Tönen von den vielen verschiedenen Haiarten, Mantas und Walhaien schwärmten. Angeschlossen haben sich Christian, Andrea, Jenny und der Chronist (Rudi).
Um einen längeren Transfer in Ägypten zu vermeiden, buchten wir einen Flug von Düsseldorf aus direkt nach Marsa Alam. Da dieser aber bereits um 8:00 Uhr in der Früh losging, wollten wir am Düsseldorfer Airport vorher übernachten. Die Anreise erfolgte also schon am Freitagabend (21.6.) mit drei Autos. Ghassan kam aus Norddeutschland angereist, Christian und Andrea holten mit dem Premium-Shuttle noch den Rudi an der Bergstraße ab (inklusive eingebauter Rückenschubbel- und Lüftungs-Funktion im Sitz und Rosenholzverblendeter Lüftungsschlitze! Wow!)
Nach dem Parken der Autos trafen wir uns am Maritim-Hotel gleich neben dem Flughafen zum Essen. Aber außer
„Fish&Chips“ in der „rheinischen Stube“ war da kulinarisch nicht mehr viel zu
bekommen an dem Abend.
Ab 5.00 Uhr gab´s ein spärliches Frühstück, dann ging´s zum Check in.
4 ½ Stunden dauerte der Eurowings-Flug; jeglicher Service an Bord musste erkauft werden.
Bei Ankunft wurden wir sofort von einem „Agenten“ (in meinen Augen ein Grenzschlepper) an der langen
Schlange vor der Bank – wo man das Visum hätte kaufen können – vorbeigeschleust. Dadurch waren
wir zwar schneller draußen, haben aber statt 25,-US$ dann 30,-€ pro Nase für das Visum bezahlt.
Es lebe das Geschäft mit den Touris...
Dafür waren wir dann auch Ruckzuck auf dem Tauchboot der Discovery-Divers in Port Ghalib.
Es folgte ein langes Warten auf die anderen Gäste: 2 Engländer, 3 Amis, eine Spanierin trafen nach und nach ein. Eine 4-köpfige Familie aus Dänemark kam erst um 3:30 Uhr in der Nacht an... ohne Gepäck. Das kam erst am nächsten Vormittag.
In der Zwischenzeit wurden die Pässe, Arztatteste und Tauchbrevets aller Teilnehmer überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass das „Open Water Brevet“ von Jenny für die bevorstehende Tour nicht ausreichend ist. Nach einigem hin und her wurde entschieden, dass sie während der Safari ihren „Advanced“ machen soll und die Tauchgänge als Ausbildungs- und Prüfungstauchgänge anerkannt werden. Um es vorweg zu nehmen: mit etwas Lernen an den Abenden hat Jenny das auch mit bravour geschafft! Herzlichen Glückwunsch!
Am Sonntag, den 23.6.019, gegen 11:30 Uhr ging´s dann endlich los. Zunächst fuhren wir ca. 20 km in Richtung Norden an der Küste entlang zu einem Check-Tauchgang am „Ras Torombi“. Getaucht wurde -zeitversetzt- in zwei Gruppen mit Guide. Start vom Schiff aus. Nach einigen Problemen mit Blei und Tarierung konnte man sich dann den großen Falterfischen, Feuerfischen und Blaupunktrochen widmen, ein Schiffshalter versuchte sich bei dem Einen oder Anderen anzusaugen, vergeblich.
Am Nachmittag gab´s am selben Riff noch einen Strömungstauchgang vom Schlauchboot aus, um auch das Prozedere des Aus- und Einsteigens ins Zodiac zu üben. Danach war dann auch die Tarierung bei allen ok.
Abends und in der Nacht erfolgte die Überfahrt zu den winzigen „Brother Islands“ (Big- und Small-), die mitten im Roten Meer, ca. 50 km von der Küste entfernt, als korallenbedeckter Gipfel eines alten Vulkans aus dem Meer ragen. Allerdings nur wenige Meter. Auf Big-Brother gibt es einen Leuchtturm.
„Das beliebte Offshore-Ziel für Liveaboard-Touren am Roten Meer wurde am 7. Dezember 2018 nach vier Vorfällen
mit Weißspitzen-Hochseehaien gesperrt. Bei dem schwersten Vorfall erlitt ein Taucher mittlere bis schwere Verletzungen.
Die anderen drei hätten kleinere Bissverletzungen erlitten, die mit Erste-Hilfe-Maßnahmen behandelt wurden ...
Das vom Gouverneur des Roten Meeres erlassene Dekret sah vor, die Schließung der Brothers-Insel für Tauchaktivitäten
und Safari-Reisen auszudehnen, um die Untersuchung des Verhaltens von Weißspitzen-Hochseehaien (Longimanus) zu ergänzen
und um die Gründe für die Umweltveränderungen in diesem Bereich verstehen zu können.
Die Brothers-Inseln des Roten Meeres blieben bis zum 15. März 2019 für Taucher geschlossen. Sämtliche
Tauchaktivitäten waren untersagt.
Der Weißspitzen-Hochseehai ist ein sehr aktives und neugieriges Tier und kommt Tauchern gelegentlich sehr nahe. Zugleich ist er sehr ausdauernd und kann, vor allem in direkter Konkurrenz um Nahrung mit anderen Meeresbewohnern, auch sehr aggressiv werden. Durch seine Lebensweise fern den Küsten sind Begegnungen jedoch selten, allerdings gibt es eine Reihe von dokumentierten Fällen von Angriffen auf Schwimmer, Taucher und Boote durch diese Art sowie weitere, bei denen der Hochseehai als Angreifer vermutet wird." (aus „Tauchen.de“)
Einem späteren Bericht zu folge, waren die Haie durch Essensreste und Schlachtabfälle, die ins Wasser geworfen wurden, angelockt worden. Daher waren die Tiere wohl darauf konditioniert, Essen zu erwarten, wenn viele Tauchboote an den Riffen lagen. Das Verklappen von Speiseresten ist mittlerweile streng untersagt. Ob die Behörde die Haie verjagt, getötet oder anderweitig vergrämt hat, ist nicht bekannt. Jedenfalls waren jetzt, im Vergleich zum Vorjahr, recht wenige Haie unterwegs.
Vor der kleineren Insel machten wir zwei Tauchgänge: durch die isolierte Lage mitten im Meer gibt es hier nicht nur gesunde und große Korallen sondern auch Großfische wie Haie, Barrakudas, Makrelen und Thunas. Tolle große grüne Weichkorallen und Gorgonien bieten auch Platz für versteckte Putzerstationen, wo sich Muränen und andere Riffbewohner von Parasiten befreien lassen.
Für einen dritten, etwas chaotischen Tauchgang fuhren wir zum großen Bruder hinüber. Hier fanden wir auf einem großen Unterwasser-Plateau Riffhaie, Fuchshaie und große Napoleons.
Nach dem Dinner legte das Boot wieder ab zu einer 10 stündigen Überfahrt zum 185 km südöstlich gelegenen Daedalus-Reef. Nicht allen ist der recht heftige Wellengang gut bekommen. Aber rücklings auf dem Oberdeck liegend und Sternschnuppen zählend, ließ sich die Schaukelei gut überstehen. Als spät in der Nacht das Boot endlich anlegte, konnten wir noch ein paar Stunden schlafen bevor um 4:30 Uhr zum ersten Breefing geweckt wurde.
Beim ersten Tageslicht sahen wir, dass bereits ein gutes Dutzend andere Tauchboote hier festgemacht hatten. Demzufolge entdeckten wir bei den folgenden beiden Blauwasser-Tauchgängen auch vorwiegend andere Taucher, die natürlich in der Masse und durch die riesigen Blasen-Vorhänge alle evtl. erscheinenden Großfische abschreckten. Barrakudas und Hammerhaie, die sich kurz blicken ließen, ergriffen im Angesicht des herrschenden Chaos sofort wieder die Flucht. Auch der Versuch unseres Guides, mit viel Flossenarbeit in eine andere Position zu kommen, half nicht wirklich. Eine Gruppe von (5?) Haien in größerer Entfernung konnte man eher erahnen als sehen, zumal sich die Sicht zunehmend eintrübte.
Ein weiterer Tauchgang, näher am Riff, brachte wenigstens ein paar schöne Begegnungen mit großen Napoleon-Fischen.
Am späteren Nachmittag machten wir noch einen vierten Tauchgang unmittelbar unter den Booten in der Hoffnung, dass sich evtl. ein neugieriger Hai in die Nähe verirrt hat. Aber außer Ankerleinen haben wir nichts entdeckt. Das war eine unnötig vergeudete halbe Tankfüllung Luft!
Der nächste Tag begann, wie der letzte Endete: nur Blau und Taucher.
Immerhin klappte das Einhalten der Buddy-Formationen langsam besser...
Es gab eine Sprungschicht bei 16m, wo die Wassertemperatur von 29°C auf kühle 24°C abfiel. Das sorgte für entsprechende Sichtverhältnisse (wie Öl in Wasser). Kurz vor Ende tauchten dann noch ein paar Makrelen, Barrakudas, Thunfische und ein Hammerhai auf.
Der letzte TG am Daedalus-Reef war ein wunderschöner Drifttauchgang an einer spektakulären riesigen Riffwand entlang, mit großen Gorgonien und Fächerkorallen. Eine Zeit lang begleitete uns eine schöne Schildkröte und einige Barrakudas. Und ganz am Schluß, schon zum Ende des Safety-Stops ließ sich noch ganz kurz ein Seidenhai blicken.
Schade, dass wir diese Riffwand nicht näher erkunden konnten!
Am späten Nachmittag legten wir wieder ab und nahmen Kurs auf das Elphinston-Riff, benannt nach seinem englischen Entdecker. Dieses liegt wesentlich weiter nordwestlich und schon wieder in Sichtweite der Küste. D.h., dass auch das WIFI an Bord wieder ging (welche Freude).
Den Rest der Nacht lagen wir in einer ruhigen Lagune und am nächsten Morgen ging´s gleich zum ersten TG an ein sehr schönes Steilriff mit tollen Drop-offs und zutraulichen Meeresschildkröten. Leider hatte ich nach diesem TG nicht nur meine Maske versenkt sondern auch aufkommende Schmerzen in Ohren und Knien. Nicht mein Tag. Deshalb entschied ich, den nächsten TG am Elphinston auszulassen. Grober Fehler, wie sich bald heraus stellte.
Schon während des Frühstücks an Bord bemerkte ich eine Gruppe Delfine, die sich der Ansammlung von Tauchschiffen am Ankerplatz näherten. Die Delfine waren anscheinend in der Nähe geblieben und begleiteten die Taucher später unter Wasser. Immer wieder drang das Grölen und pfeifen diverser Boots- Besatzungen an mein Ohr sowie die entzückten Rufe: „Dolphins, Dolphins!!!“ In dem wilden Durcheinander waren 12 (!) unserer Taucher in einem (1!) Zodiac gelandet und verfolgten nun Delfine ohne jedoch zu bemerken, dass das Schlauchboot unaufhaltsam voll Wasser lief. So gingen die „Dolphins, Dolphins!!!“-Rufe plötzlich in „we are sinking!!!“-Schreie über. Der Außenbordmotor war fast schon komplett unter Wasser, als 10 Taucher beherzt über Bord sprangen um ihre davon schwimmenden Flossen zu retten und das Zodiac vor dem Untergang zu bewahren. Mit letzter Kraft aber völlig aufgeregt erreichten alle die rettende Tauchplattform des Schiffes.
Nach so viel Aufregung und so vielen, teils anstrengenden und tiefen Tauchgängen, folgten zum Abschluss noch vier entspannte, einfache TG´s durch die Abu Dabab-Riffe, die eine Art Lagune in der Nähe der Küste bilden. Schöne Türme übersäht mit Hart-Korallen, rote Anemonen, Kofferfische, Muränen, Steinfische, Schnecken, Muscheln... kurzum viele schöne kleine Dinge gab es zu entdecken, sofern nicht schlecht tarierte UW- Fotografen die Sicht durch aufgewirbelten Sand vernebelten.
Auch ein Nacht-Tauchgang war dabei, bei dem es aber völlig untypischer Weise erstaunlich wenig Tiere zu sehen gab. Vielleicht lag es ja an meiner Pegasus-Funzel, deren beklagenswerte „Lichtausbeute“ selbst nachtaktive Jäger in einen Dämmerzustand versetzte. Der Vollmond hat halt gefehlt.
Zum letzten Abend auf See hat unser Koch sich nochmal so richtig in´s Zeug gelegt und einen erstklassigen Truthahn serviert. Klasse, wie er es in einer so winzigen Kombüse eine ganze Woche lang geschafft hat, uns mit leckerem und abwechslungsreichen Essen zu verwöhnen!
Nach dem Dinner gab es auch noch etwas zu feiern: ein bestandener AOWD-Kurs (Jenny), Sa(ar)bines 300ster Tauchgang und zwei bestandene NITROX-Brevets.
Am letzten Tag gab es noch ein Gruppenbild auf dem Oberdeck, bevor dann das große Sortieren, Wässern und Trocknen der Ausrüstung begann. Nach der Einfahrt in den Hafen von Port Ghalib war noch reichlich Zeit zum Packen und shoppen. Dank arabisch-sprachiger Begleitung gab´s die billigen Nipppesshirts noch billiger.
Und ein Gin-Tonnic war zum Abschluss auch noch drin.
Schön war´s!
Rudi