...oder auf der Suche nach dem heiligen Gral der Nacktschnecken. Eine Taucher Reisegeschichte
aus der Unterwasserwelt der Phillis.
Von Michael „dem Grauen“ Wolf
Wenn Du Schnecken sehen willst, musst Du auf die Philippinen...
Alles begann mit einem Foto. Was sich daraus für die Kronisten dieser Geschichte entwickelte,
erzähle ich hiermit.
"Glaubst Du wirklich das es DIE gibt?" fragte ich. Dr. C antwortete, in seiner
für Ihn typischen wissenschaftlichen Gelassenheit: "Wenn Sie im Buch von Neville
Coleman steht, MUSS es SIE geben". (Neville Coleman Nudibranchs Encyclopedia; Catalogue
of Asia / Indo Pacific sea slugs ISBN 978-0-9714127-9-8) "Das ist keine Schnecke, DAS
ist ein Alien. Bevor ich das Vieh nicht mit eigenen Augen gesehen habe, glaube ich gar nichts!"
Also begann ich mit einer ausführlichen Recherche im Internet. Nach aufreibender Suche,
vielen schlaflosen Nächten und noch vielmehr guten Weines, wurde ich fündig. Auf
einer kleinen Insel der Phillis wurde Sie gesichtet. Mein Instinkt sagte mir, dass ich dort mit
der Suche beginnen muss.
Als erstes musste ein tauchkräftiges Team zusammengestellt werden, dass diesen Entbehrungen
und zu erwartenden Herausforderung gewachsen ist. Neben mir, dem grauen Wolf, meiner Frau,
der Wölfin konnte SUA (Special Underwater Agent) Sabife für die Aufgabe gewonnen werden.
Auf der BOOT 2016 buchten wir für den Jahreswechsel 2016 /17 bei AQUA VENTURE die Reise nach
Romblon, ohne zu ahnen wie viel (ad-)venture uns erwarten wird. 11 Monate Vorbereitung sollten
für eine solche Expedition reichen... dachten wir zumindest.
...oder Nina, die Schlampe.
Am 22.12.2016 begann die Anreise mit einer Übernachtung in einem Hotel in Frankfurt. SUA Sabife
trafen wir einen Tag später am Flughafen. Die Reise kann beginnen. Erstes Etappenziel Hongkong mit
Weiterflug nach Manila. Mein persönliches Highlight: Flug in einem neuen A 350 (Die beiden Damen
können meine Begeisterung nicht so richtig nachvollziehen, verstehen kann der Graue das allerdings
nicht, seufz). Übernachtung am Heiligen Abend in einem Hotel im wunderschönen Manila. Nebenan ist
der "Trumptower", wieso habe ich Lust mir Dynamit zu besorgen...? Vergessen wir es einfach.
Wir sind Hundemüde, gehen früh in die Betten unserer zwei Schlafzimmer + Bäder, Küche,
Diele, Luxus Suite um für den letzten Abschnitt der Reise gerüstet zu sein.
Nach einem ausführlichen, typisch Philippinischen Frühstück, machen wir uns wieder auf zum
Flughafen. Der Flieger hat 1,5 h Verspätung, mir schwant Ungemach.
Nach einem völlig ruhigen Flug, landen wir auf dem Provinzflughafen von Tablas. Ja, so müssen unsere
Flughäfen vor 80 Jahren ausgesehen und funktioniert haben, Kofferausgabe über den Tresen hinweg,
überwacht von einer Sicherheitsbeamtin, der Mann Nachts, im dunklen, nicht ohne weibliche Begleitung
alleine begegnen möchte. Aus meinen etwas, ich gebe es zu, skurrilen und melancholischen Gedanken, werde
ich abrupt herausgerissen.
"Phillip von den 3P ist für Dich am Telefon" sagt unser Fahrer und hält mir sein Handy entgegen.
"Hallo Phillip, wünsche fröhliche Weihnachten gehabt zu haben" rufe ich ins Telefon, bei
gleichzeitig einsetzender, erster körperlich wahrzunehmender Hitzewallung, die sich in einem Schweißausbruch
bemerkbar macht. "Leider schlechte Nachrichten" antwortet Phillip
"Nina ist auf dem Weg zu uns und hat sich leider zu einem Super Typhoon entwickelt. Es dürfen keine Fähren
mehr fahren, alles musste in den Häfen vor Anker gehen. Wir müssen euch bis Morgen in San Agustin unterbringen,
der Fahrer bringt euch zum besten Hotel im Ort. Hoffe dass es Morgen mit der Überfahrt klappt."
Oh-oh, wie bringe ich das den Taucherinnen bei? Ich kehre kurz in mich, wische mir den Schweiß, der sich mittlerweile
mit Angstschweiß vermischt hat, von der Stirn. Nützt ja alles nichts, unverblümt erzähle ich
der Wölfin und SUA Sabife die Neuigkeiten. Die Wölfin sieht mich an, als hätte sie seit zwei Tagen nichts
zu essen bekommen, SUA Sabife sieht mich an wie ein großer Weißer, der in Erwartung einer saftigen Robbe in
ein Surfbrett gebissen hat.
Die Kamilla Loge
Das Wahrzeichen von San Agustin
Nach Überwindung des ersten Schocks, setzen wir unsere Reise nach San Augustin fort. Dort angekommen, werden wir vor
dem Hotel (was man eben so nennt) der "Kamilla Loge" ausgesetzt. Das positive Vorweg: Die Betten sind sauber und
die Klimaanlage funktioniert. Ansonsten liegt die letzte Sanierung in der Zeit vor unserer Geburt und in unser Waschbecken
sollte nicht zu viel Wasser laufen, da es sonst droht endgültig von der Wand zu fallen. Das Duschen erfolgt mit
Badeschlappen und ist erfrischend... kalt.
In der ersten Nacht zieht Nina ca. 100 Km nördlich von uns durch. Das Geklapper der Blechdächer wird ein
ewiges Trauma für mich sein. Der mehrstündige Stromausfall mit dem einhergehenden Ausfall der Klimaanlage
sei nur am Rande erwähnt. Am nächsten Tag beruhigt sich das Wetter zunehmend, der Wind lässt immer mehr
nach. Die Fähren fahren trotzdem nicht. Nach einigen schweren Unglücken mit untergegangenen Schiffen sind
die Philippinischen Behörden sehr auf die Sicherheit der Reisenden bedacht. Bei Betrachtung der meisten Fähren
lässt sich das durchaus nachvollziehen. Zum Glück sind die Philippinischen Seeleute mit die Besten der Welt,
dass macht die Schwächen in Verbindung mit den Sicherheitsmaßnahmen wieder weg. Kurzum: Einige der Fähren
würden in Europa noch nicht einmal die Zulassung als fest verankertes Partyboot in einem Pool mit 1 Meter Wassertiefe
bekommen. Naja, ist vielleicht, aber auch nur vielleicht, etwas übertrieben.
Beim Kauf von Nahrung und „Freunden“
Hauptstraße von San Augustin
Gourmet Restaurant
Wir verbringen die Zeit zwischen den Übernachtungen mit sightseeing von San Agustin. Mittlerweile haben sich auch die
Einheimischen an Ihre Besucher gewöhnt. Mittagessen im besten Restaurant im Dorf, könnte schlimmer sein. Am
Dorfladen ist es mittlerweile wie in deiner Stammkneipe, man sieht Dich und holt unsere Freunde aus dem Kühlfach.
Geht doch! Frustrierend: Romblon liegt in schönstem Sonnenschein vor uns...
Dann die gute Nachricht: Am nächsten Tag fährt die Fähre wieder, Abreise um 5:00 Uhr Morgens. Bye Bye
San Agustin! Wir lassen Dich und viele gelehrte Freunde, eine Pulle vom Captain und Bananenschalen zurück.
...die Jagd kann beginnen.
Nachdem uns SUA Sabife die Tickets für die Überfahrt mit Ihrer natürlichen Autorität
gesichert hatte, haben wir eine schöne, ruhige Überfahrt in den Sonnenaufgang über Romblon.
Die Fähre spuckt uns im Hafen von Romblon City aus. Gespannt halten wir Ausschau nach unserem
Weitertransport. Das dieser mit zwei Tricycle mit 125ccm und 150 ccm erfolgt, haut uns nicht mehr um,
sondern kostet uns nur ein erheiterndes Lachen. Beide bringen uns und unser Equipment nach 15 Minuten
Fahrt endlich zu unserem Ziel. Wir haben es geschafft! Wir Frühstücken erst einmal in Ruhe
und freuen uns die 3P`s endlich persönlich kennen zu lernen.
Überfahrt Romblon
Transport zu den 3 P`s
Wolfshöhle bei den 3P
Haus von SUA Sabife
Nachdem wir uns in unseren gemütlichen Quartieren eingerichtet und die üblichen Formalitäten erledigt haben, kann die Jagd nach dem Schneck beginnen.
Nachmittags der erste Tauchgang. Die Tauchgänge erfolgen von traditionellen Auslegerbooten. Die Namen der Tauchplätze bleiben aus Gründen der Geheimhaltung, geheim, wir geben Ihnen deshalb so fantasievolle Namen wie St. Joseph (nicht verwandt mit St. Augustin), Bonbon, Banuk 1-?, Anka Bay, Sanctuari, Tiersu oder Magnifica.
Nachdem wir zu Anfang mit einem Boot ausgefahren sind, konnten wir uns nach diplomatischer Intervention von SUA Sabife der Schrimpis entledigen, die auf ein zweites Boot versetzt wurden.
Hier nun nachfolgend einige unsere Trophäen, einzeln aufgeführt.
Soviel vorweg, der Alien, der heilige Gral der Nacktschnecken, Melibe colemani, es gibt sie und noch einige andere skurrilen Nudis, wirklich! Wir haben SIE mit eigenen Augen gesehen! Shit on white sharks!
Melibe Colimani
Böller in Romblon City oder Trommeln sind besser!
Ich halte das kurz, es war super! Mehr braucht dazu nicht berichtet werden! Eine meiner schönsten
Silvesterfeiern! Auf der Dachterrasse von 3P Peter und seiner Frau! Ca. 20 Trommler begleiten uns ins neue
Jahr ...und lecker Essen gab`s obendrein. ...und Fiona erblickt am frühen Morgen des 31.12.2016 das
Licht der Welt. Kati und Phillip sind ab sofort Mama und Papa! Wir gratulieren!
Büfett mit Gleichgesinnten
Neujahrskonzert auf Philippinisch
Der Schreihals
Wie überall auf der Welt, findet man neue Freunde, nicht nur in Flaschen sondern auch auf vier oder zwei Pfoten.
De Luxe ist interpretierbar
Wäre ja zu schön gewesen! ...zu schreiben das auf der Rückreise alles wie einst geplant läuft.
Diesmal macht uns nicht ne` Schlampe einen Strich durch die Rechnung, sondern die Fähre. Geplant war die Freitag
Abendfähre nach Bantangas, stattdessen ist es die Nachmittagsfähre. Zum Glück erhört nach mehreren
Tagen, an das Bergische Land erinnernder Dauerregen, der Sonnengott unsere Opfergaben (Mehrere Caipi Romblon) und scheint
zum Trocknen der Tauchausrüstung vom Himmel. Ansonsten hätten unsere Bootis auf dem Weg nach Hause wahrscheinlich
angefangen zu leben. Hypothese: Ist so Melibe nach evolutionärer Weiterentwicklung entstanden?
Man beachte die DE LUXE Kennzeichnung!
Ihr erinnert euch an den beschriebenen Gesichtsausdruck, nachdem die Wölfin und SUA Sabife erfahren haben das
uns die Schlampe einen Strich durch die Überfahrt nach Romblon gemacht hat?
Jetzt ist es anders: Beide schauen wie ein erschreckter Krake der spontan die Gesichtsfarbe ändert. Unsere
erwarteten Kabinen für die Überfahrt nach Bantangas muss einer Massenunterkunft mit auf dem Boden
festgeschweißten Doppelstockbetten weichen.
Maria Rebecca, was für ein stolzes Schiff!
Das Team trägt es mit Fassung
De Luxe? Die Unterkunft ist in einem geschlossenen Raum mit Klimaanlage und eigenen WC`s! Funktionierende Wasserkräne? Luxus pur und völlig überbewertet, jawoll! Was soll`s, unser Kumpel San Miguel und Gourmet Cup Nudels helfen. Nicht der Rede wert, das die "Pritsche" ca. 40 cm zu kurz für mich ist.
Ein letzter Blick nach Romblon
Frisch an Bord zubereitet!
Zum Unterhaltungsprogramm an Bord gehört ein schöner Sonnenuntergang…
…und die Betreuung von Haustieren
Das Batangan Bayview Hotel.
Wir kommen um 00:30 Uhr in Bantangas an, unser Fahrer hat ca. 30 Minuten Verspätung, bringt uns danach aber in ein schönes "Stundenhotel" (ein Schelm wer jetzt an was Versautes denkt). Also, im Gegensatz zu St. Augustin ein Quantensprung, sogar warmes Wasser! Stundenhotel deshalb, weil die Zimmer auch für bis zu 12h gebucht werden können.
Herrlisch!
Wir schlafen gut, um 8:00 Uhr holt uns unser Fahrer ab, danach geht es zum Taal See südlich von Manila. Wir Frühstücken in einer sehr schönen Anlage am Seeufer mit Blick auf den Taal Vulcan. Wir fühlen uns wie in einer anderen Welt, ich wage es kaum zu sagen: Luxus? ...fühlt sich so an!
Ausblick am Ufer
Das Team macht einen glücklichen Eindruck!
Herrlisch!
Danach fahren wir weiter zum "People`s Park in the sky", schön hoch und angenehm kühl, tolle Aussicht auf den Taal See und die Smogglocke von Manila. Bevor es zum Flughafen geht, noch kurz ins größte Shopping Center der Phillis, zum Essen reicht es noch. Soviel neumodischer Schnickschnack erschlägt uns nach den letzten 24h. Wir fahren zum Flughafen. ...und ihr mögt es glauben oder nicht, wir haben es geschafft, ohne weitere Zwischenfälle nach Hause zu kommen!
Danksagung: ...an die 3P`s, Ihren Guides, Fiona & Kati, dem Personal, David dem kölschen Jung für das tolle Essen, Dr. C für seine legendäre Klugscheißerrei, dem Team von AQUAVENTURE, Fritz, SUA Sabife und der Wölfin in Gedenken an Neville Coleman.