Mit Staunen stelle ich fest, dass mein Aufenthalt auf Yap doch schon zwei Jahre zurück liegt. Dies ändert aber nicht mal ansatzweise an der Tatsache, dass ich noch heute erfüllt bin mit Eindrücken Unter- und Überwasser. Drei Wochen verbrachte ich im Manta Ray Bay Resort und den Yap Divers.
Yap zählt mit drei weiteren Inselregionen zu Mikronesien. Es liegt im Westpazifik südlich von Tokyo und östlich der Philippinen. Die Insel selbst hat eine Fläche von ca. 56km2. Sie ist 3km breit und 18km lang. Die Zahl der Einwohner liegt momentan bei ungefähr 600 Personen. Es gibt einen internationalen Flughafen in der Hauptstadt Kolonia, der von Guam oder Palau aus angeflogen wird. Beste Reisezeit liegt zwischen November und Mai. Die Temperatur auf Yap liegt ganzjährig bei durchschnittlich 28°C.
Bekannt wurde bzw. ist Yap durch Bill Acker, der vor mehr als 30 Jahren „die“ Mantaputzerstation entdeckt hat. Er hat sich nicht nur in die Unterwasserwelt dort verliebt, sondern auch in seine Frau. Er führt mit Ihr seit ziemlich genau 30 Jahren das Resort mit Tauchbasis. Das Hotel ist von Tauchern für Taucher konzipiert und gebaut. Das bemerkt man täglich, selten habe ich ein so perfekt organisiertes „all inklusive Paket“ erlebt.
Das Resort …
… ist wie schon erwähnt, ganz auf die Bedürfnisse von Tauchern ausgerichtet. Das dreistöckige Gebäude liegt direkt am Wasser. Es gibt verschiedene Kategorien von Zimmern. Ein Teil mit Seeblick und Balkon, einige zur Straße und im Parterre Zimmer mit Terrasse und eigenem Pool. Ein kleiner gemütlicher Pool mit künstlichem Wasserfall und reichlich Liegeplätzen liegt günstig zwischen dem Seefalken, der Rezeption und Tauchbasis. Dort finden Ausbildungen statt oder er wird von den Gästen genutzt. Getränke und kleine Speisen werden dort ebenso serviert. Man läutet kräftig die Schiffsglocke und schon ist das Servicepersonal zur Stelle.
Der Seefalke ist quasi das Restaurant der Anlage und besticht durch seinen eigenen Charme. Auf drei Ebenen findet das komplette Catering statt. Im „Erdgeschoß“ des Schiffes wird das Frühstück serviert. Auf dem Mitteldeck und Oberdeck gibt es alles, was das Herz begehrt und auf der Insel verfügbar ist. Detlef, der F&B Manager des Resorts, kümmert sich mit „Herz und Hand“ um die Bedürfnisse der Gäste.
Eine Hauseigene Brauerei gibt es auch, und jeder Gast der das Resort zum zweiten Mal besucht erhält einen eigenen Bierkrug mit Namen, der an der Bar des Seefalken auf den dritten Besuch des Gastes wartet….
Das Tauchen …
Beim Bezug des Zimmers liegen sämtliche Check-in Unterlagen der Tauchbasis bereit. Man kann diese gemütlich im Zimmer ausfüllen, gibt das ganze an der oder Basis oder Rezeption ab und kann quasi unmittelbar mit dem Tauchen beginnen.
Getaucht wird von Booten aus. Die ersten Fahrten beginnen um 8:30 Uhr, die letzten um 12:30 Uhr. Die Anfahrten zu den Spots liegen zwischen 10 Minuten und einer Stunde. Es sind immer Two-Tank-Dives, während der Oberflächenpause wird man bestens mit heißem Tee, Wasser und selbstgebackenem Kuchen und Handtüchern versorgt. Wer möchte, kann zusätzlich einen Nachttauchgang durchführen oder während der Dämmerung die Mandarinfische besuchen. Grundsätzlich ist alles machbar und möglich, die Schiffe fahren auch mit nur einer Person zu den Spots. Die Basis bemüht sich, die Boote nach Nationalitäten zu besetzen, es gibt einen Kapitän und einen Guide, wobei beide sowohl Taucher als auch Kapitän ist. Während meiner Zeit dort waren nie mehr als 8 Personen auf einem Boot.
Der bekannteste Tauchspot auf Yap ist wohl der STAMMTISCH die Mantaputzerstation. Man fährt durch den German Chanel und ist in ca. 20 Minuten Vorort. Nach dem Abtauchen sind es noch ca. 5 Minuten auf 8 – 12 Meter Richtung Stammtisch. Dort ist ein Hochplateau, die Taucher werden am Rand platziert und man wartet einfach. Mit einkommender Flut tauchen dann auch die Mantas auf – quasi auf Armeslänge entfernt – und nicht nur einer. Bill erzählte, dass die Mantas die Bubbels mögen, wenn sie leicht aufsteigen und Ihren Bauch kitzeln. Dann kommen sie immer wieder zu einem – es stimmt, ich habe es ausprobiert. Eine zeitliche Begrenzung gibt nicht, teilweise waren wir bis zu 80 Minuten am Stammtisch. Es ist absolut beeindrucken so nahe an diesen sanften Meerestieren sein zu dürfen, die ohne Scheu an den Tauchern vorbeischweben…..
Im Resort gibt es eine Tafel, auf der sämtliche Mantas aufgezeichnet sind. Die Bauchzeichnung der Mantas ist individuell, Jedes Tier hat einen Namen, entdeckt ein Gast ein neues Tier, darf er dafür einen Namen aussuchen.
VERTIGO ist das zweite Hailight auf Yap, Haie satt…. bei 17 habe ich aufgehört zu zählen.
Sehr beeindruckt war ich von YAP CAVERN – dieser Spott ist nur bei wenig Strömung anfahrbar. Getaucht wird durch offene Schluchten, neben fantastischen Felsformationen und einer bunten Korallenvielfalt findet man hier von Schildkröten über Oktopusse, Schnecken, Riffbarsche so ziemlich alles, was der Pazifik zu bieten hat.
Der MIL CHANNEL ist die „Einflugschneise“ der Mantas zum Stammtisch. Man kann ihn nur bei Flut betauchen und auch nur dann, wenn kein Wind bzw. die Strömung nicht zu stark ist. Auch hier eine Vielfalt an Fisch und Korallen und ab und an ein Manta, der über einen zum Stammtisch fliegt um sich putzen zu lassen….
RAINBOW REEF – ist bekannt für seine Mandarin Fische. In der Dämmerung bin ich mit zwei weiteren Tauchern und einem Guide dorthin. Wir waren 82 Minuten Unterwasser und konnten die komplette Zeit die Mandarinfische bei der Paarung beobachten. Dieses Erlebnis ist für mich genauso unvergesslich, wie der Spot O KEEFS – er ist am Außenriff deswegen nicht immer anfahrbar. Dort gibt es Schulen von Büffelkopfpapageienfischen….. ich konnte sie nicht zählen – es waren einfach zu viele.
Yap bietet Unterwasser nicht nur Mantas und Haifische. Auch im Makrobereich ist einiges zu finden. Verschiedenste Arten an Schnecken, Geisterpfeifenfische, Langnasenbüschelbarsche und, und, und. Ich würde sofort wieder für drei Wochen dort tauchen. Viele Gäste sind 2–3 Tage Vorort um dann weiter nach Palau zu reisen. Ich kann ein paar Tage mehr dort nur empfehlen….
Die Insel mit Ihren Menschen …
Die Menschen auf Yap haben mein Herz berührt. Es ist für mich ein außergewöhnlicher Ort der Erde, weil die Lebensart und Kultur der „Yapis“ besonders ist. Es gibt Steingeld, Männerhäuser, für eine Frau ist es vollkommen in Ordnung sich „oben ohne“ zu bewegen, kniefrei dagegen ist extrem „unschicklich“.
Noch heute dient das Steingeld als Währung für Grund und Besitz, jedes Dorf besitzt eine „Steinbank“, es zeigt den Status und Reichtum der Familien an.
Der Wert besteht darin, dass die Steinscheiben mühsam von den Yapmännern aus Palau nach Yap gebracht worden sind. Je größer der Stein, umso höher der Aufwand – desto höher der Wert. Offizielles Zahlungsmittel ist der Dollar, dennoch gilt das Steingeld – stonemoney – als Zahlungsmittel bei Grund und Eigentum.
Die Männerhäuser sind ein Ort der Versammlung, Bildung und Tradition. Frauen dürfen diese nicht betreten. Als Tourist braucht man eine ausdrückliche Genehmigung des Dorfältesten, um diese betreten zu dürfen. Dort führen heute noch die Männer Ihre Versammlungen durch, bei denen Entscheidungen rund um das Dorfleben diskutiert und entschieden werden. Außerhalb der Männerhäuser stehen mannshohe Steine. Nach der Frage ob diese einen rituellen Wert besitzen kam die Antwort nö, nicht wirklich – wenn es bei den Versammlungen im Männerhaus zu heiß wird, sitzen wir lieber im Freien. Die Steine sind dafür da, dass wir unseren Rücken anlehnen können – das ist einfach bequemer… Ich glaube, das drückt ein wenig aus, wie die Menschen auf Yap leben.
Die Dörfer sind verbunden durch angelegte Wege, auch diese darf man nur mit Genehmigung des Dorfältesten betreten. Alle anderen Wege darf man jederzeit begehen um die Insel zu erkunden.
Noch eine schöne Geschichte wurde mir erzählt, Jugendliche aus einem Dorf haben im jugendlichen Übermut öffentliches Eigentum eines Dorfes zerstört (ich weiß nicht mehr was es war). Nun ist es auf Yap nicht so, dass Eltern oder die „öffentliche Hand“ jemanden bestraft bzw. zur Rechenschaft zieht. Auf Yap funktioniert das anders: die Jugendlichen werden zur Dorfversammlung geladen. Da ist dann tatsächlich jeder Dorfbewohner Vorort. Die Jugendlichen wurden auf Ihr Vergehen angesprochen. Es wird erwartet, dass sie sich entschuldigen, dann überlegen die Dorfältesten, wie die Jugendlichen dem Dorf als Ausgleich etwas Gutes tun können. Zum Beispiel 2 Wochen lang die Dorfstraße kehren oder ähnliches… naja, das ist auch eine Methode Jugendliche zur Verantwortung zu ziehen.
Frauen werden auf Yap geschätzt und respektiert. Es ist zwar eine Männerorientierte Form der Verwaltung, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass die Frauen in irgendeiner Form dort unterdrückt werden. Sie sind gleichberechtigt wenn es um Bildung und Arbeit geht. Ich habe nirgends auf der Welt so glückliche, zufriedene und ausgeglichene Menschen erlebt wie auf Yap.