Schon länger stand die Idee im Raum, einmal nach Ibbenbüren zu dem künstlich angelegten
Erlebnis-Tauchsee der Firma
Naturagart zu fahren. Das fand nun statt am zweiten September-Wochenende 2009. Freitags morgens
geht es los. Mit dabei sind Julia, die dankenswerterweise auch die minutiöse Planung der Fahrt
übernommen hat, Günter, Rudi und Ghassan, der von Norden kommend am Ziel zu uns stößt.
Erstaunlich, was alles in einen Mazda 626 rein passt: 3 Personen mit Tauchflaschen, kompletter
Tauchausrüstung und persönlichem Gepäck, 3 komplette Campingausrüstungen,
Campingküche, Verpflegung und die Kiste Rothaus ging auch noch rein (allerdings ohne Kiste).
Nach einer Fahrt von über 400 Kilometern erreichen wir am frühen Nachmittag den Parkplatz der
Tauchbasis. Für den Transport der Ausrüstung vom Parkplatz zur ca. 250m entfernten Basis
stehen umgebaute Sackkarren bereit. Die Basis ist in einem großen Glashaus untergebracht, in dem
noch immer gebaut wird. Hier befindet sich zur Zeit die Anmeldung, ein Tauchshop, Füllstation,
Umkleide, Toiletten und gebührenpflichtige Duschen. Bei der Anmeldung erhält jeder Taucher
eine Nummer mit Barcode, die er an seiner Falsche befestigen muss. Beim Ein- und Ausstieg wird dann
eifrig gescannt, weil bei dem Andrang hier nur der Computer den Überblick behält. Tauchermesser
dürfen nicht mitgenommen werden. Überhaupt herrschen hier ganz strickte Regeln - was sicher
auch nötig ist. Das Team ist recht freundlich, solange die Regeln befolgt werden.
Außer uns sind noch zwei andere Gruppen da. Wir lassen es gemütlich angehen. Ziehen uns in
Ruhe um und dann geht es ins Wasser. Leider ist die Sicht nicht gut, sodass wir, trotz ausgeliehenem
Plan, doch einige Mühe haben, uns unter Wasser zu orientieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die zur
Orientierung an den Wänden angebrachten Nummern nicht immer auf dem Plan zu finden sind. So tauchen
wir dann mit Plan ziemlich planlos durch künstliche Grotten, Arkaden und verwundene Gänge,
die zum Teil so schmal sind, dass man nur hintereinander hindurch kommt. Das man sich in einem Tümpel
von 150x50 Metern auch verirren kann liegt an der absichtlich unübersichtlich gestalteten Anlage.
Schließlich sollen sich die vielen Taucher nicht dauernd über den Weg laufen/schwimmen.
Dennoch gelangen wir irgendwann auf den Vorplatz des "versunkenen Tempels". Hier sind sie
dann, die Störe, sehr urig aussehend, bis zwei Meter lang. Sie schwimmen in großer Zahl um uns
herum, zwängen sich zwischen unseren Beinen durch, stupsen uns mit ihrer Nase an und "knutschen"
die Taucherbrillen. Wir schauen dem Treiben fasziniert zu, bis uns der zu Neige gehende Luftvorrat dazu
zwingt, den Tauchgang zu beenden.
Da wir am nächsten Tag wieder kommen wollen, fragen wir, ob wir unsere Ausrüstung in der Basis
lassen können. Darauf ist man nicht eingestellt. Es gibt zwar ein riesiges Depot an Leihausrüstungen,
aber keine offizielle Möglichkeit, die Gerätschaft von Gästen sicher zu verwahren. Man
bietet uns an, die Ausrüstung - allerdings auf eigene Verantwortung - in der Basis lassen. So wandern
dann unsere Anzüge in den Trockenraum und der Rest landet in einer abschließbaren Gitterbox
für Pressluftflaschen.
Den Tag lassen wir auf dem nächstgelegenen Campingplatz ausklingen, wir grillen, es gibt Rothaus
und viel Taucherlatein. Der Platz, den Julia für uns reserviert hat (Im Brook 2), ist zwar ein
bisschen spießig, aber der Inhaber ganz nett. Die Parzelle ist groß genug für zwei
Autos und zwei Zelte und hat sogar einen eigenen Sanitärcontainer mit Heizung und Warmwasser.
Nicht schlecht für 6 € pro Nacht und Nase. Allerdings gestaltet sich die Anfahrt
dorthin etwas schwierig: wenn man sich zu sehr auf das Navi verlässt und nicht die Schilder
beachtet, landet man auf dem Hof eines argwöhnischen Bauern anstatt im Camp.
Am nächsten Morgen sind wir wieder zeitig an der Basis. Wir bekommen neue Barcodes, weil die
von gestern nicht mehr aufzufinden sind. Es ist noch nicht viel los. Wir ziehen uns gleich um und
gehen ins Wasser. Die Sicht ist heute etwas besser als gestern. Als Erstes wollen wir das Schiffswrack
erkunden, das wir gestern nicht gefunden haben, weil wir so mit den Stören und der Navigation
beschäftigt waren. Obwohl wir diesmal die ungefähre Lage des Wracks vom Einstieg aus
ansteuern, ist es wieder nicht ganz einfach zu finden, da sich der Zugang in einem Felsenlabyrinth
befindet. Man kann es aber auch nicht von der Wasseroberfläche aus antauchen - was ja bei 7,5m
Wassertiefe kein Problem wäre - da die umgebenden Mauern über die Oberfläche hinausragen
und die Mauerkronen mit Seerosen bepflanzt sind. Schließlich "entdecken" wir es doch
und man kann sogar in die Kajüte und die Toilette hinein tauchen (wer wollte nicht schon einmal
ins Klo tauchen?). Es ist tatsächlich ein richtiges kleines Schiff, das hier versenkt wurde! Auch
den Ausgang muss man wieder durch ein Labyrinth aus Schluchten, Felsspalten und Höhlen finden,
wobei jedoch alle 3-5m ein Notaufstieg möglich ist. Es geht vorbei an einem toten Baum und dann
trifft man auf einige Skulpturen, die eine Allee zum Tempelvorplatz bilden. Der Architekt der Anlage
muss des öfteren in Luxor gewesen sein... Hier vergnügen wir uns noch eine Weile mit
den Stören, bis der Finimeter zur Umkehr mahnt.
Als wir auftauchen, hat sich die Basis mit weiteren Tauchern gefüllt. Es herrscht reges Treiben
und alle streben dem Einstieg entgegen. Interessant ist eine große Gruppe gehörloser Taucher,
die sich sehr angeregt und lustig, aber völlig lautlos unterhält. Die können doch über
die 9 UW-Tauchzeichen von Otto Normaltaucher nur lachen und sich unter Wasser mittels Gebärdensprache
einfach weiter unterhalten.
Wir nehmen uns vor, antizyklisch zu tauchen. Warten so lange, bis die ersten wieder auftauchen und auch
die 20köpfige Schnuppertauch-Gruppe wieder draußen ist. Dann gehen wir wieder ins Wasser.
Jetzt ist die Sicht noch viel schlechter als gestern. Die vielen Taucher haben sehr viel Sediment
aufgewirbelt. Wir tauchen den langen Hauptgang entlang bis zum "Tempel" und stoßen
fast mit den Köpfen an der großen Pharaonen-Statue an, weil wir sie erst im letzten Moment
sehen. Nach einigen Runden durch den Tempel betauchen wir noch das Höhlensystem, das wir bislang
noch nicht erkundet haben. Auf drei Ebenen liegen hier Höhlen und Grotten und Gänge, die
durch sehr enge Durchbrüche miteinander verbunden sind. In dem Durcheinander ist es fast
unmöglich, eine vierköpfige Tauchgruppe zusammen zuhalten. Ein perfektes Trainigsgelände
für angehende Höhlentaucher und gute Übung für Taucher, die Angst vor dunklen
Grotten haben. Auch Navigation unter schlechten Sichtverhältnissen lässt sich hier gut
üben.
Obwohl die Tageskarte non-limit gilt (Samstags: 35,-€, keine Einzelkarten, Unter der Woche:
25,-€, Einzeltauchgang 20,-€) haben Rudi und Ghassan nach dem zweiten Tauchgang keine
Lust mehr. Julia und Günter haben noch etwas Luft in der Flasche und gehen noch mal auf einen
kurzen Tauchgang ins Wasser. Zielstrebig geht es zum Tempelplatz. Dort lassen sie sich ein letztes
mal umschwärmen, schubsen und die Tauchermaske beknutschen (natürlich von den Großfischen,
nicht von den anderen Tauchern).
Da wir am nächsten Morgen noch einen Abstecher nach
Duisburg zum Tauchgasometer
machen wollen, lassen wir unsere Flaschen zum Abschluss nochmal auffüllen. Nach einer kleinen Erkundung
der "Dorenter Klippen" (ein Ausläufer des Theuteburger Waldes) und einer Schopping-Tour
durch Ibbenbüren, endet auch dieser Tag auf dem Campingplatz. Diesmal bei Rotwein und Spaghetti
(leider nicht a la Giorgio).