Der Ausflug zum Duisburger Tauchgasometer
erfolgte auf dem Rückweg von Ibbenbüren, wo wir den Erlebnis-Tauchsee der Firma Naturagart besuchten.
Die Akteure sind also die gleichen: Julia, Günter, Rudi und Ghassan.
Nachdem wir nun schon 3-4 Tauchgänge in
Ibbenbüren
gemacht und zwei Nächte auf dem benachbarten Campingplatz verbracht haben, heißt es am Sonntagmorgen
frühzeitig aus den Schlafsäcken zu steigen. Die Tour-Commanderin hat die Abfahrtszeit auf 9:30h festgelegt.
Vorher müssen noch die nassen Zelte und Tauchklamotten verstaut werden. Diesmal jedoch - zum Glück - in zwei
Autos. Das "Tannezäpfle" ist nicht mehr unter uns und auch die Campingküche hat sich drastisch
reduziert!
Es folgt eine 1 1/2 stündige Fahrt durch das Münsterland und das schöne Ruhrgebiet bis wir schließlich
kurz vor Mittag - nach etwas Sucherei - die Tauchbasis finden. Sie besteht aus einem ehemaligen Pförtner- oder
LKW-Wiegehäuschen, ergänzt durch ein paar Wohn-/Bürocontainer und Blechstellwände. Immerhin ist
diesmal der Parkplatz in unmittelbarer Nähe. Genauer gesagt befindet sich die Tauchbasis mitten auf einem riesigen
Parkplatz der zwischen einem Park und einem halb verfallenen Stahlhütten-Gelände liegt. Beides gehört
zum "Kulturerbe" Ruhrgebiet bzw. zum "Landschaftspark Duisburg-Nord", der einen etwas morbiden Charme
verbreitet. Kennt man ja aus Schimanski-Filmen. Die Crew ist aber ganz nett und hoch motiviert. Schließlich schlagen
sich Mitglieder des örtlichen Tauchclubs hier jedes Wochenende um die Ohren, um anderen Leuten das Tauchen zu
ermöglichen.
Man gibt uns eine Einweisung ins Prozedere und bald stehen wir in unseren nass-kalten Neoprens mitten in Duisburg auf
einem Parkplatz und warten auf einen freien Bollerwagen, mit dem wir unsere Ausrüstung zu dem ehemaligen Gastank, in
etwa 350m Entfernung, befördern können. Der Inhalt des Bollerwagens wird dort in eine Gitterbox umgeladen
und mit einem Kran etwa 15m in die Höhe gezogen. Wir müssen/dürfen eine Metallgitter-Treppe benutzen,
deren Zugang mit seltsamen Schildern versehen ist: Tauchen verboten! Lebensgefahr! Zugang nur für Taucher!
Wie jetzt??? Oben angekommen betritt man von einer Galerie aus den Gasometer und eine Atmosphäre wie in einer
Kirche empfängt einen: dunkles Schummerlicht, gedämpfte Geräusche, Andacht. Vor uns tut sich eine dunkel
gähnende Wasserfläche auf, von deren Grund - kaum wahrnehmbar - einzelne Lichter herauf schimmern.
Breefing:
Das Tauchrevier Gasometer ist das größte Indoor Tauch- und Ausbildungszentrum Europas. Der Durchmesser des
Gasometers beträgt 45 Meter, die Wassertiefe 13 Meter. Der Gasometer beinhaltet 21 Mio. Liter Süsswasser.
Die Sichtweite kann bis zu 25 Meter betragen (wenn´s hell wäre..). Die Temperatur schwankt - wie in
Freigewässern - abhängig von der Jahreszeit (Winter ca. 7°C und im Sommer bis zu 26°C) aktuell
21°C. Tauchen entgegen dem Uhrzeigersinn, dann findet man: ein Schiffswrack, ein Röhrensystem zu trainingszwecken,
ein altes Auto, einen alten Lieferwagen, einen witzigen Schilderbaum ("baden verboten"), eine halbes
Sportflugzeug, eine Schiffsschraube, einen Torbogen mit Glocke, eine "Rifflandschaft", einen Anker, zwei
Taucherglocken und irgendwo dazwischen liegt noch ein Sarg(!) vom letzten Junggesellen-Abschied.
Zweierteams bilden, und "wehe es kommt einer von Euch alleine hoch!"
Also los!
Das ganze wird also ein Nachttauchgang am hellichten Tag. Beim Abtauchen muss man auf die diversen Metallkonstuktionen
aufpassen, die von der Außenwand abstehen. Als sich die Augen erst einmal an die Dunkelheit gewöhnt haben,
beginnen wir die angekündigten Dinge der Reihe nach zu erkunden. Das Schiff ist immerhin so groß, dass man
in den Maschinenraum eintauchen und am Steuerrad stehen kann. Die Autos sind natürlich komplett ausgeschlachtet
und wegen der vielen scharfen Blechkanten mit Vorsicht zu genießen. Witzig ist der Baum mit Dutzenden alter
Schilder und der Torbogen. Jeder, der hier vorbei taucht lässt natürlich die kleine Schiffsglocke erklingen.
Nach ca. 20 Minuten sind wir wieder am Schiffswrack angelangt,der Finni zeigt noch 110bar. Also noch ´ne Runde.
Das Röhrensystem sieht ganz schön eng aus und darf nur dann betaucht werden wenn sichergestellt ist, dass
nicht zeitgleich auch an den anderen Eingängen Taucher auf die gleiche Idee kommen, hinein zu schlüpfen.
Ich lass es lieber. Aber in der Taucherglocke mal den Automaten aus dem Mund zu nehmen, kann ich mir nicht verkneifen.
Schließlich kommen wir wieder an der Kette an, die den Ausstieg markiert. Jetzt heißt es auftauchen und
3Minuten auf 5m Sicherheitsstop. Das ist eine gute Tarier-Übung, wenn man versucht sich dabei nicht (!) an der
Kette festzuhalten. Gar nicht so einfach für einen Urlaubs-Salzwassertaucher. Aber immerhin muss keiner alleine
auftauchen.
Obwohl wir eine non-limit Tageskarte zu 26,-€ gekauft haben (es gab auch nichts anderes), haben wir alle vier keine Lust mehr, nochmal zwei Runden zu drehen. Also lassen wir unser Gerödel wieder abseilen, verfrachten es wieder auf den Bollerwagen und zurück zur Basis. Schicht im Schacht, wie wir (Kohlen-)"Pötter" sagen. Und vor der Heimreise halten wir uns noch an den guten Rat von Herbert Grönemeyer:
"... bisse völlich daun, brauchste wat zu kauen: Currywuurst!
Kommste vonne Schicht, wat besseres gibt et nich: Currywuurst! ..."
Und das in der Originalheimat der Pommesbuden! Das ist Kulturerbe!