Hä, wo? Elefantenküste? Ist das dass gleiche wie Elfenbeinküste?
Nein, nein! Elefantenküste nennt sich der nördlichste Teil der Ost-Küste
Südafrikas am Indischen Ozean. Sie gehört zur Region Kwazulu-Natal und liegt zwischen
Durban und der Grenze zu Mosambik.
Der Name kommt daher, dass hier früher große Herden von Elefanten ungehindert umher zogen, bis irgendwann
ein Grenzzaun errichtet wurde. Der lange Unabhängigkeits- und Bürgerkrieg in Mosamik in den 1970ern und 80ern
und die Wilderei hätte die Dickhäuter in der Gegend fast ausgerottet. Heute gibt es auf südafrikanischer
Seite einen Schutzpark für die Tiere, den Tembe Elephant Park.
Gleich daneben liegt, recht abgelegen, Kosi Bay, das als Surf -und Schnorchelparadies bekannt ist. Von hier aus zieht sich eine Dünenkette entlang der Küste nach Süden, die mit tropischer Vegetation überwuchert ist und aufgrund ihrer Schönheit und weltweiten Bedeutung 1999 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Die Dünenwälder ziehen sich, vorbei an Rocktail Bay und Sodwana Bay -der Hochburg für Taucher und Hochsee-Sportfischer in Südafrika - bis zum 180 km südlich gelegenen Ort St. Lucia. Zusammen mit einigen, teils brackigen Binnenseen und Flußmündungen bilden sie den 3320 km² großen "iSimangaliso-Wetland-Park" der früher St.Lucia-Wetland-Park hieß. iSimangaliso bedeutet passenderweise "Wunder" denn hier leben in einem Ökosystem die größten und die ältesten Landsäugetiere (Elefanten und Nashörner) neben den größten Meeressäugern (Wale) und den ältesten Fischen.
In den Seen und Wasserläufen auf der Landseite tummeln sich massenweise Hippos und Krokodile, was sie zum Tauchen und Schwimmen eher weniger geeignet macht. Dafür gibt es auf der Seeseite 220 km - größtenteils einsame - Sandstrände und die südlichsten Korallenriffe an der afrikanischen Küste. Der Hauptort mit Tauch-Infrastruktur - sprich Tauchbasen - ist Sodwana Bay. Die Riffe liegen nördlich davon und sind nach dem Abstand benannt: 2-Mile Reef, 5-Mile Reef, 7-Mile Reef und 9-Mile Reef. Von den Booten am meisten angefahren wird natürlich das 2-Mile Reef, logisch (27°33´28´´S 32°41´10´´E). Es gibt hier Tauchplätze mit so toll klingenden Namen wie: Arches, Bikini, Caves and Overhangs, GardenRoute, Mellow- Yellow etc.
Ich hatte mich im März 2016 von Johannesburg aus auf den Weg gemacht, diesen Küstenabschnitt zu erkunden, nachdem mein Traum von einem eigenen Safari-Auto in Afrika endlich in Erfüllung gegangen war (vgl. Kenia-Bericht von 2013).
Nach einem kleinen Pannenabenteuer und einem kurzen Wander-Aufenthalt im Königreich Swasiland habe ich zunächst einen Game-Drive (Pirschfahrt) durch den Tembe Elefantenpark gemacht. Mit eigenem Guide, der mir, wie ein sprechendes Lexikon, Alles über alle Tiere und Pflanzen erklärt hat. Hier gibt es noch richtig große Elefanten mit richtig großen Stoßzähnen (Tusker), die allerdings auch schon richtig schlechte Erfahrungen mit Wilderern überlebt haben. Sie sind dementsprechend misstrauisch...
Dem hier geht es allerdings sichtlich gut:
Weiter ging´s über schlammige Pisten zu einem kleinen Campingplatz an der Rocktail-Bay. Über einen Holzsteg mit Treppe kam ich vom Camp aus hinunter an einen völlig menschenleeren Strand. Meine Versuche mit Schnorchel und Flossen ins Wasser zu kommen scheiterten allerdings an der starken Brandung.
Zwischen dem Lake Sibayi und der Dünenkette verläuft eine schmale sandige 4x4-Piste in Richtung Süden. Nachdem ich den Einstieg dazu gefunden hatte, konnte ich der Piste bis Sowana Bay folgen. Auf halber Strecke gab´s einen einsamen Abzweig zum noch einsameren 9-mile-Beach, der vermutlich auf Höhe des gleichnamigen Reef liegt.
In Sodwana Bay angekommen, habe ich mich im "Natural Moments - Bush Camp & Diving", einem kleinen, sehr naturnahen Backpacker einquartiert und mich gleich in der benachbarten Tauchbasis "Sodwana Bay Lodge Scuba Centre" für die nächsten Tage angemeldet. Die mitgebrachte Tauchausrüstung konnte ich gleich dort lassen. Sie wurde, zusammen mit dem Schlauchboot und sonstigem Material, jeden Morgen zum 5km entfernten Strand transportiert. Diese Logistik war sehr ausgereift. Für mich selber hingegen musste ich zusehen, wie ich dahin komme. Einen Shuttle-Service gab es nicht. Und so zahlte ich jeden Morgen auf´s Neue die (National-)Parkgebühren für mich und das Auto.
Am Strand erwartete mich erst einmal ein großes Schild, das vor Hippos, Krokos, Haien und der starken Strömung warnte und davor, dass man ohne Hai-Netze und Aufsicht auf eigenes Risiko schwimme. Hm, und hier will ich also tauchen?
Jede der großen Tauchbasen im Ort hat hier am Strand nochmal einen Pavillon, wo man seine Ausrüstung entgegen nehmen und sich umziehen kann. Alles Material und auch die Boote werden mit Traktoren hin und her transportiert. Zum Teil werden auch die Taucher auf Anhängern zu den Booten gefahren. Es herrscht also ein reges Gewusel am Strand, zumal auch noch viele Sportfischer mit ihren Geländewagen unterwegs sind.
Das Anlanden der Boote erfolgt so, dass der Skipper eine Welle abwartet und dann mit Vollgas hoch auf den Strand fährt. Beim Auslaufen werden die Boote von den Tauchern und von Traktoren geschoben. Sobald der Kiel frei ist können die Taucher - Frauen zuerst - an Bord springen. Bei 10 Tauchern, 2 Guides und 2 Mann Besatzung wird es auf so einem Zodiac ganz schön eng, besonders beim Anlegen der Ausrüstung. Die Tauchgruppen bleiben in dieser Anzahl auch unter Wasser zusammen. Ein Guide vorne, einer hinten. Und wenn einem die Luft zur Neige geht, wird er mit seinem Buddy zum Boot hoch geschickt.
Von den sechs Tauchgängen die ich erstmal gebucht hatte, ging nur einer an das 6 Meilen entfernte Riff (gegen Aufpreis). Man hat als Taucher auch keinen Einfluss auf die Auswahl des Tauchgebiets, außer man geht nicht mit. Die anderen Tauchgänge fanden am 2 Meilen-Riff statt. Und davon auch noch vier am gleichen Tauchplatz, der nicht mal sonderlich interessant war. Hier musste man sich auf die kleinen und kleinsten Dinge konzentrieren: kleine Krebse, die Seesterne fressen, Drücker und Schildkröten, die an den Korallen nagen, Haifischzähne die im Sand am Grund liegen.
Einmal gab´s auch einen Leopardenhai zu sehen, der im Sand lag. Mitunter kam mal ein großer Barsch vorbei oder ein Schwarm gelber Brassen und grauer Falterfische.
Mein dritter Tauchtag war zugleich auch der erste Tag der Osterferien in Südafrika, wodurch sich der Andrang auf den Strand und die Tauchbasen nochmal verdoppelte. Das wurde mir zu hektisch und bevor ich noch vier Tauchgänge im gleichen Riff machte, suchte ich Tags darauf lieber das Weite.
Es ging nach St. Lucia, dem Haupt-Ort und "Eingangstor" zum Park. In den umliegenden Feuchtgebieten und Flussläufen leben ca. 800 Hippos und doppelt so viele Krokodile. Diesen kann man bei einer Bootsfahrt recht nahe kommen und bekommt auch noch jede Menge Informationen über deren Lebensweise. Wenn man nachts im Ort unterwegs ist muss man aufpassen, nicht von einem Hippo über den Haufen gerannt zu werden.
An Land tummeln sich Büffel, Zebras, Kudus, Riedböcke und sogar einige Nashörner mit Nachwuchs.
Auf der Rückfahrt nach Johannesburg machte ich noch einen Abstecher in den ältesten Nationalpark Südafrikas, den Hluhluwe-iMfolozi Park (an die Aussprache muss man sich eine Weile gewöhnen), wo es auch noch einige spannende Tierbegegnungen gab, unter anderem mit Löwen.
Ich freue mich auf weitere Afrika-Touren und neue Tauchgänge im Indischen Ozean, weiter oben im Norden...
Rudi Hettinger